Lieferketten im Fokus
Risiken zeichnen die Weltkarte neu
Unternehmen erkennen, dass sie ihre Lieferketten neu gestalten müssen. Das kann bedeuten, Produktionsstandorte in Länder mit stabileren politischen Rahmenbedingungen und verlässlichen Handelsbeziehungen zu verlagern. Das Ziel: die Anfälligkeit für Störungen durch geopolitische Spannungen, wirtschaftliche Instabilität oder Streiks in einzelnen Ländern reduzieren.
Mit der veränderten Risikolandschaft ändern sich auch die Spielregeln. Wer innovative Strategien umsetzt, Expertenwissen nutzt und umsichtig durch eine zunehmend vernetzte Welt navigiert, ist besser aufgestellt, um Volatilität zu managen und neue Chancen zu ergreifen.
"Konjunkturrückgänge führen häufig zu Anlegerklagen, Verstößen gegen Treuepflichten, beruflicher Fahrlässigkeit und arbeitsrechtlichen Ansprüchen. Um mit dieser Unsicherheit umzugehen, sollten Unternehmen robuste Risikostrategien entwickeln und eng mit Versicherern zusammenarbeiten, um neue Risiken zu identifizieren und aus vergangenen Krisen zu lernen.
Gleichzeitig verändern steigende Zölle und Handelsstörungen die globalen Lieferketten – Frachtwerte steigen, und Unternehmen prüfen neue Märkte und diversifizieren ihre Produktion, um die sinkende Nachfrage auszugleichen. Höhere Materialkosten können zudem die Schadenhöhe beeinflussen, wenn Ersatzkosten Teil der geltend gemachten Ansprüche sind."
Beth Diamond
Chief Claims and Litigation Officer
Der Drahtseilakt der Lieferkette: Risiko, Resilienz und Rendite im Gleichgewicht
Die bisherige Praxis, stark auf internationale Zulieferer zu setzen, hat plötzlich ihren Preis. Onshoring und Zölle treiben die Produktionskosten in die Höhe, drücken die Gewinnmargen und stellen Unternehmen vor eine zentrale Entscheidung: Den Kostenanstieg selbst tragen oder ihn über Preiserhöhungen an die Verbraucher weitergeben?
Aus Krisen Chancen machen: Resilienz als Wachstumstreiber
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Als die Pandemie ausbrach, gerieten fragile Strukturen unter Druck, während agile Unternehmen sich anpassten. Für diese agilen Firmen waren es Flexibilität und Innovationskraft in den Geschäftsprozessen, die aus einer Krise eine Chance machten.
Solche Veränderungen sind das Ergebnis gezielter Planung und der Bereitschaft, bestehende Vorgehensweisen neu zu denken. Wer Resilienz künftig als Fundament betrachtet und nicht nur als Reaktion auf geopolitische Schocks, wird sich wahrscheinlich leichter anpassen, statt hektisch reagieren zu müssen.
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"Lieferketten müssen anpassungsfähig sein. Die Umleitung von Schiffen um das südliche Afrika aufgrund der Angriffe im Roten Meer hat die Transportzeiten erheblich verlängert und zeigt, wie geopolitische Ereignisse die Effizienz von Lieferketten beeinflussen. Die Seefracht hat jedoch ihre Widerstandskraft bewiesen – durch flexible Routen und Investitionen in Hafeninfrastruktur."
Sam Kimber
Product Leader - War & Marine
Wenn Technologie den Welthandel neu ordnet
An der Technologiefront steigen die Einsätze: KI, Halbleiter und Quantencomputing sind zu Innovations-Schauplätzen geworden – vergleichbar mit dem Wettlauf ins All. Länder, die die innovativsten Tech-Unternehmen beherbergen, gewinnen nicht nur wirtschaftliche Schlagkraft, sondern auch politischen Einfluss.
Die Handelskonflikte zwischen den USA und China haben zugleich die Verwundbarkeiten globaler Vernetzungen und Abhängigkeiten offengelegt.
Beide Mächte stärken ihre heimischen Fähigkeiten, suchen neue Verbündete und bereiten sich auf eine Zukunft vor, in der die Kontrolle über Seltene Erden und Spitzentechnologien das globale Kräfteverhältnis kippen könnte.
Zugleich hat Russlands Krieg in der Ukraine die strategische Bedeutung kritischer Mineralien für die Tech-Industrie unterstrichen; die ukrainischen Lithiumvorkommen rücken als potenzieller Brennpunkt im Rennen um Rohstoffdominanz in den Fokus.
Resilienz als Wachstumstreiber
Die Neuausrichtung von Geschäftsprozessen bringt oft verborgene Potenziale ans Licht: neue Effizienzen, unerschlossene Märkte, intelligentere Arbeitsweisen. Doch Bewusstsein allein reicht nicht. Frühwarnsysteme können Unternehmen vor Krisen schützen. Sie überwachen zentrale Indikatoren, wie wirtschaftliche Veränderungen, Erschütterungen in Lieferketten oder Reputationsrisiken, und ermöglichen schnelle, fundierte Entscheidungen. Versicherungen wiederum sind ein wichtiges Sicherheitsnetz, das sicherstellt, dass selbst bei unerwarteten Ereignissen langfristige Ziele intakt bleiben.
Am Ende ist Resilienz mehr als eine Strategie. Sie ist die Geschichte, wie Unternehmen lernen, sich zu biegen, ohne zu brechen, und mit jeder Prüfung stärker werden.
Risikotoleranz im Wandel
"Unternehmen und ihre Führungskräfte sind heute definitiv risikobewusster. Doch ob sie tatsächlich risikoscheuer geworden sind, bleibt unklar. Es ist leicht, sich an die ständigen Umbrüche zu gewöhnen, selbstzufrieden zu werden und das eigene Unternehmen dadurch nicht ausreichend vorzubereiten."
Christian Tolle
Head of Political, Accident & Contingency